Zimmermann - Traum: Zankhaus

Die Form des Zankhauses war einst überall im Oderbruch zu finden. Warum „Zank“? Nun, diese zweigeteilten Häuser, quasi Doppelhäuser, teilten sich häufig zwei Familien. Verbunden waren die Wohneinheiten durch eine große Küche, welche sich beide Parteien teilten. Hier war natürlich nicht immer nur Friede Freude Eierkuchen. Besonders wenn die Kost karg und der Ofen kalt blieb. Dieses Zankhaus hat seine schwersten Zeiten aber hinter sich und darf im Osten Brandenburgs am Damm der Alten Oder noch viele Jahre eine friedvolle Existenz genießen. Wie in vielen Fällen wurde das Haus über Jahrzehnte, je nachdem was der Geldbeutel hergab, saniert. So konnte ich die begonnene Zimmermanns- Arbeit meines Schwiegervaters und Alt-Meisters Veit Templin übernehmen und bekam die dankbare Aufgabe das hübsche Häuschen eines Schauspielers fertig zu stellen. Wir „kümmerten“ uns um die linke Haushälfte und schlossen so an die vor fast 20 Jahren begonnene Arbeit an.

Vorhanden war nur wenig des alten Fachwerks. Frühere Handwerker hatten schadhafte Wände durch Ziegelmauern ersetzt. Wir orientierten uns am ursprünglichen Fachwerk und konnten unmerklich auch an die rechte Haushälfte anschließen (Stichwort „Schwellenlängsverbindung“). So sah zum Schluss alles nach einem Guss aus. Der Giebel wurde von viel Gewicht befreit, weil ab der Traufkante auf Holz statt ausgemauertes Fachwerk gesetzt wurde. Das machte auch die Dachstuhlsanierung etwas einfacher. Natürlich setzten wir das Haus auf „neue Füße“, sanierten also auch das Fundament und mauerten bis zur Schwelle neu hoch. Unserer Philosophie folgend wendeten wir auch an diesem Objekt einen „verformungsgetreuen Neuabbund“ an. Aus der Zimmermanns-Sprache übersetzt heißt das, wir respektieren die Kräfte, die das Haus über Jahre leicht verformt haben und zwingen keine schnurgeraden Balken in die Wände. So behält ein über die Jahre gesetztes Haus seine Stabilität und seinen Charme. 

Alex Pop